We need love – wie erkläre ich meinen Kindern, dass die Welt in Flammen steht?
Ein gefährlicher Mann am Drücker in dem Land, durch das wir vor einem Jahr noch gemeinsam mit dem Camper gereist sind. Ein anderer in Russland. Und noch viele weitere auf der Welt. Verhungernde Kinder in Gaza. Eine künstliche Intelligenz, die die ganze Welt aus den Fugen heben könnte. Erstarkender Rechtsextremismus, wohin das politische Auge blickt. Psychische Probleme bei Jugendlichen. Die Liste der negativen Entwicklungen – gesellschaftlich wie politisch – ist im Moment gefühlt noch länger als jene mit To-Do’s.
Meine Kinder, an der Schwelle zu Teenager und Preteen, lesen, hören und sprechen bereits über viele schwierige Themen. Doch wie erkläre ich ihnen, dass ich zurzeit immer wieder das Gefühl habe, wir als Menschheit stünden an einem Scheideweg? Dass ich, wenn ich heute noch einmal vor der Entscheidung stünde, ob Kinder Teil meiner Lebensplanung sind, nicht sicher bin, ob ich mich klar dafür entscheiden würde? Und zwar nicht wegen der Kinder selbst – sie sind das Beste, was ich in meinem Leben geschaffen habe –, sondern weil ich Angst habe vor all dem, womit sie in ihrem Leben noch konfrontiert werden?
Verschweigen hilft nicht. Deshalb ist meine Devise: ehrlich sein, aber nicht dramatisieren. Erklären. Aufklären. Informieren. Und ihnen ein Weltbild vermitteln, das auf Werten wie Wertschätzung und Toleranz aufbaut. Deshalb sprechen wir am Esstisch, beim Spaziergang oder beim Kuscheln auf dem Sofa auch über schwere Themen – über mentale Gesundheit und darüber, wie wichtig es auch für Jungs ist, über ihre Gefühle zu sprechen. Darüber, warum Feminismus in gewissen Kreisen plötzlich ein Schimpfwort zu sein scheint. Über toxische Maskulinität. Über politische Zusammenhänge. Über Privilegien und über Rassismus.
Am Ende des Tages kann ich nur versuchen, ihnen ein gutes Beispiel zu sein. Ihnen meine Werte vorzuleben, sie zu ermutigen, für sich und ihre Meinung einzustehen. Mit sich selbst genauso nachsichtig zu sein wie mit anderen. Wenn sie Fehler machen, wenn sie straucheln, wenn sie fallen. Und jeden Tag zu versuchen, ein guter Mensch zu sein – für mich, für sie und für die Welt, die sie einmal selbst gestalten werden.